Die zweithöchste Poststelle Europas

Geschichte 39

Seit Beginn des Betriebes der Gornergrat Bahn war in der Bergstation eine Poststelle eingerichtet. Im Rahmen einer schweizweiten Reorganisation wurde diese 2002 geschlossen. Die zweithöchstgelegene Poststelle der Schweiz und Europas hatte dieselbe Postleitzahl wie Zermatt: 3920, verfügte aber über einen eigenen Stempel. Zwei Mitarbeitende, René Fux und Manuel Pais, erzählen.

Was hast du für Erinnerungen an die Poststelle Gornergrat?

René Fux: Ich war von 1988 bis 1992 Stationswärter auf dem Gornergrat. Zu meinen Aufgaben gehörte auch die Unterstützung der Tätigkeiten für die Poststelle.

Wie war die Nachfrage auf dem Gornergrat?

Manuel Pais: Die Nachfrage war tatsächlich riesig. In den besten Jahren haben wir Briefmarken im Wert von CHF 80 000.-– bis CHF 85 000.-– pro Jahr eingekauft, damit wir alle Postkarten frankieren konnten.

Gab es maschinelle Unterstützung beim Stempeln?

René Fux: Leider nein, das wäre nützlich gewesen. Schliesslich wollte jeder Gast den Originalstempel von der Poststelle 3920 Gornergrat auf seiner Postkarte. An Spitzentagen mussten wir bis zu 3000 Postkarten pro Tag von Hand stempeln. Das hat jeweils anderthalb bis zwei Stunden gedauert. Vom Stempeln hatte ich sogar Hornhaut an den Händen!

Manuel Pais: Nach dem Stempeln mussten wir die Postkarten nach drei geographischen Regionen sortieren. Es gab dann jeweils ein Bündel für die Schweiz, für Europa und für Übersee.

Die Poststelle wurde 2002 im Zuge einer Reorganisation abgeschafft. Kann man seine Post trotzdem noch auf dem Gornergrat aufgeben?

René Fux: Heute gibt es noch einen Briefkasten auf dem Gornergrat. Seit dem Aufkommen der elektronischen und sozialen Medien ist die Nachfrage aber massiv zurückgegangen. Aktuell werden noch rund 30-40 Postkarten pro Woche in den Briefkasten geworfen. Von Montag bis Freitag wird dieser geleert, die Postkarten werden dann in Zermatt gestempelt.

Was ist die prägendste Erinnerung an die Poststelle auf dem Gornergrat?

Manuel Pais: Ende Oktober 2002 habe ich offiziell die letzte Postkarte auf dem Gornergrat gestempelt. Sogar das Schweizer Fernsehen hat darüber berichtet.