Vom tiefsten Tal der Schweiz zum schönsten Berg der Welt
Geschichte 21
Am Gornergrat Zermatt Marathon stellen sich jedes Jahr 800 Läuferinnen und Läufer der Herausforderung, von St. Niklaus bis nach Riffelberg zu rennen. Die Erfahrung von Géraldine zeigt auf, welche Herausforderung die 42,2 Kilometer und 1944 Höhenmeter darstellen.
Achtung, fertig, los
Géraldines Blick ist auf den Boden gerichtet. Sie spürt die frische Luft um ihre Beine. Sie hat Gänsehaut. Ihre Schuhe sind fest geschnürt. Als der Startschuss ertönt, ballt sie ihre Hände zu einer Faust. Sie läuft los. Um sie herum sind Hunderte von Menschen aus aller Welt. Alle haben das gleiche Ziel: Den Riffelberg auf 2585 m ü. M. zu erreichen.
Es ist kurz nach 8.30 Uhr in St. Niklaus an diesem sonnigen Samstagvormittag im Juli. Als Géraldine an den jubelnden Zuschauer und Zuschauerinnen vorbeiläuft, muss sie grinsen. Sie weiss noch genau, wie sie auf den Schultern ihres Vaters am Rand stand und selbst die Menge anfeuerte. Ihre Mutter war damals eine Läuferin am ersten Zermatt Marathon. An diesem Tag schneite es. Umso mehr freut sie sich nun über das grossartige Wetter. Kaum zu fassen, dass sie nun selbst am in diesem Jahr teilnimmt.
Eine Herausforderung bis zum Schluss
Bis zur Halbzeit in Zermatt fällt ihr der Lauf überraschend leicht. Sie kann sich gut auf ihren Rhythmus konzentrieren und ist durch die Zurufe der Menschenmenge motiviert. Doch mitten im Arvenwald kurz vor der Sunnegga, hat sie einen Durchhänger. Sie kann nicht mehr.
«Komm schon weiter!» Eine fremde Hand packt sie und zieht sie aus ihren Gedanken. Eine junge Frau mit Zopf lächelt sie an. «Oben wirds einfacher.»
Als Géraldine auf der Sunnegga ankommt, weiss sie, was die Mitstreiterin gemeint hat. Ihr Kampf wird mit einem atemberaubenden Blick auf das Alpenpanorama belohnt. Auf den nächsten flachen Kilometern kommt sie wieder etwas zu Atem. Dies hilft ihr für den Schlussspurt und die letzten Höhenmeter.
Als sie die Ziellinie endlich überquert, geben ihre Beine nach. Sie fällt auf die Knie und blickt in den Himmel, als ihr die Tränen über die Wangen laufen. Sie hat es geschafft und ihren ersten Marathon gemeistert. 42,2 Kilometer und 1944 Höhenmeter liegen hinter ihr.
Bereits das nächste Ziel vor Augen
Die Frau von vorhin stellt sich als Stéphanie vor. Seit dem Kennenlernen trainieren die zwei Frauen nun gemeinsam und nehmen sich vor, im nächsten Jahr den Ultra-Marathon bis hinauf zum Gornergrat, dem höchsten Marathonziel Europas, in Angriff zu nehmen.